An Zöliakie
denken 

Zöliakie ist eine weit verbreitete, zu wenig beachtete Autoimmunerkrankung, die durch den Verzehr von Gluten verursacht wird und sich in jedem Alter entwickeln kann.1,2

Ihre Prävalenz wurde in der Vergangenheit unterschätzt, wird heute jedoch als eine der häufigsten genetisch bedingten Erkrankungen in der westlichen Welt mit einer Prävalenz von 1 % in der Allgemeinbevölkerung anerkannt.1 Dennoch bleiben etwa 75 % der Patienten mit Zöliakie unerkannt.1,2

Welche Bevölkerungsgruppen haben ein hohes Risiko, an Zöliakie zu erkranken?

Symptome

Bei einem Patienten, der Symptome einer Zöliakie aufweist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er tatsächlich Zöliakie hat, als bei einer Person ohne Symptome.3 Allerdings kann die Zöliakie klinisch „still“ sein, ohne dass dabei offensichtliche Symptome zu erkennen sind. Eine stille Erkrankung führt häufig zu einer schweren Atrophie der Darmzotten und hat langfristig schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit, weshalb die Identifizierung und Behandlung asymptomatischer Patienten wichtig ist.1,4 

Familienanamnese

Zöliakie entsteht bei Menschen mit prädisponierenden genetischen Faktoren, die sowohl HLA- als auch nicht-HLA-genetische Varianten einbeziehen. Darauf haben mehrere genetische Studien und die hohe Krankheitsübereinstimmung bei eineiigen Zwillingen hingewiesen.1

  • Verwandte ersten Grades haben ein Risiko von 8 % Zöliakie zu entwickeln; bei Verwandten zweiten Grades sinkt das Risiko auf 2 %.5

Begleiterkrankungen 

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die bei Zöliakie prädisponiert sind oder ein Anzeichen dafür sein können.1

Weitere Autoimmunerkrankungen treten bei Patienten mit Zöliakie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.1 Die Prävalenz von Zöliakie ist:

  • Bis zu 15 % bei Patienten mit Typ-1-Diabetes.1
  • Bis zu 5 % bei Patienten mit autoimmuner Schilddrüsenerkrankung.6
  • Rund 10 % bei Patienten mit Sjögren-Syndrom.7

Bestimmte genetische Syndrome sind mit einer höheren Prävalenz von Zöliakie als bei der Allgemeinbevölkerung verbunden, einschließlich:8-10

  • Down-Syndrom (6 %).8
  • Turner-Syndrom (6 %).9
  • Williams-Syndrom (10 %).10

Ungeklärter Eisen-, Vitamin B12- oder Folatmangel kann ein Zeichen für Zöliakie sein.11

  • Eisenmangel tritt bei bis zu 80 % der Patienten mit Zöliakie bei Diagnosestellung auf.4
  • Bis zu 5 % der Patienten mit Eisenmangelanämie haben eine Zöliakie.4

Erhöhte Serumaminotransferase-Konzentrationen können ein Zeichen für Zöliakie sein.4

  • Über 20 % der Patienten mit einer neu diagnostizierten Zöliakie weisen abnorme Serumtransaminasen auf.12

Menschen mit einer Diagnose des Reizdarmsyndroms (RDS) haben häufiger eine Zöliakie als die Allgemeinbevölkerung.13

  • Bis zu 5 % der Patienten, bei denen ein RDS diagnostiziert wurde (basierend auf den Symptomkriterien), haben eine Zöliakie.13
  • 28 % der Patienten mit Zöliakie erhalten zunächst eine Behandlung gegen RDS.14

Subfertilität oder wiederkehrende Fehlgeburten können ein Zeichen für Zöliakie sein.15

  • Bis zu 8 % der Frauen mit unerklärlicher Unfruchtbarkeit haben Zöliakie.15 
Ein Screening auf Zöliakie wird bei diesen Patientenpopulationen empfohlen. Es kann dazu beitragen, den großen Anteil nicht diagnostizierter Fälle zu identifizieren, was eine angemessene Behandlung erleichtert.4

Gewebstransglutaminase-(tTG-)IgA ist der empfohlene First-Line-Test für Zöliakie, zusammen mit Gesamt-IgA, um auf einen IgA-Mangel zu prüfen.4

HLA: humanes Leukozytenantigen; IgA: Immunglobulin-A  

1. Gujral N, Freeman H J, Thomson A B. Celiac disease: prevalence, diagnosis, pathogenesis and treatment. World J Gastroenterol 2012;18(42):6036-6059

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3. Fasano A, Berti I et al. Prevalence of celiac disease in at-risk and not-at-risk groups in the United States: a large multicenter study. Arch Intern Med 2003;163(3):286-292

4. Al-Toma A, Volta U et al. European Society for the Study of Coeliac Disease (ESsCD) guideline for coeliac disease and other gluten-related disorders. United European Gastroenterol J 2019;7(5):583-613

5. Singh P, Arora S et al. Risk of celiac disease in the first- and second-degree relatives of patients with celiac disease: a systematic review and meta-analysis. Am J Gastroenterol 2015;110(11):1539-1548

6. Ch'ng C L, Jones M K, Kingham J G. Celiac disease and autoimmune thyroid disease. Clin Med Res 2007;5(3):184-192

7. Green P H, Jabri B. Celiac disease. Annu Rev Med 2006;57:207-221

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12. Sainsbury A, Sanders D S, Ford A C. Meta-analysis: coeliac disease and hypertransaminasaemia. Aliment Pharmacol Ther 2011;34(1):33-40

13. El-Salhy M, Hatlebakk J G et al. The relation between celiac disease, nonceliac gluten sensitivity and irritable bowel syndrome. Nutr J 2015;14:92

14. Card T R, Siffledeen J et al. An excess of prior irritable bowel syndrome diagnoses or treatments in celiac disease: evidence of diagnostic delay. Scand J Gastroenterol 2013;48(7):801-807

15. Shah S, Leffler D. Celiac disease: an underappreciated issue in women's health. Womens Health (Lond) 2010;6(5):753-766